Hilfe Warenkorb Konto Anmelden
 
 
   Schnellsuche   
     zur Expertensuche                      
Die 101 wichtigsten Fragen - Augustus und seine Zeit
  Großes Bild
 
Die 101 wichtigsten Fragen - Augustus und seine Zeit
von: Marcus Junkelmann
Verlag C.H.Beck, 2014
ISBN: 9783406658969
160 Seiten, Download: 6019 KB
 
Format: EPUB, PDF
geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
eBook anfordern
Leseprobe

 

 

 

    Die vielen Namen des Imperators

2. Gaius Octavius, Gaius Iulius Caesar Octavianus, Imperator Caesar Divi Filius, Caesar Augustus Pater Patriae, Divus Augustus – ein Mann und viele Namen. Wann hat «Augustus» wie geheißen und warum? Die in der Überschrift aufgeführte Liste von Namen ist, wie wir sehen werden, keineswegs vollständig. Kaum ein zweiter Herrscher der Weltgeschichte hat im Laufe seiner Karriere so viele Namen und Namensvarianten verwendet wie der Mann, den ich jetzt der Einfachheit halber bei dem Namen nennen werde, der die Quintessenz seiner Bestrebungen darstellte – Augustus. Dieser Augustus war und ist eine schwer zu fassende, vieldeutige Persönlichkeit, und das war von ihm durchaus so beabsichtigt. Auf dem Totenbett hat er sich mit einem Schauspieler verglichen, der nun bei seinem Abgang den verdienten Applaus des Publikums erwarten dürfe. Es war eine Schauspielerkarriere mit vielen, teils gegensätzlichen Rollen gewesen, und in jeder Rolle hatte er einen anderen Namen oder eine andere Kombination von Namen geführt, oft genug in mehreren Varianten gleichzeitig.

Die römische Namensgebung war einerseits von einem regelhaften, geradezu stumpfsinnigen Traditionalismus geprägt, andererseits entwickelte sie, jedenfalls bei der titelführenden politischen Elite, eine geschmeidige Flexibilität, die es ermöglichte, die Namensbestandteile durch Weglassen, Austauschen, Umstellen, Ergänzen den jeweiligen Erfordernissen und Bestrebungen anzupassen. Dies konnte freilich gefährlich werden, wenn die Nomenklatur allzu deutlich Ambitionen signalisierte, die nicht im Einklang mit der herkömmlichen republikanisch-aristokratischen Ordnung zu stehen schienen. Wenn ein Sulla sich den Beinamen «Felix» – «Der glückhaft Siegreiche» zulegte und damit eine spezifische Eigenschaft des immer nur zeitlich begrenzt agierenden Magistrats und Feldherrn als festen und bleibenden Bestandteil seines Namens usurpierte, wenn ein Pompeius sich «Magnus» nennen ließ und auf diese Weise nur allzu deutlich machte, daß er dem Vorbild Alexanders des Großen nacheiferte, wenn ein Caesar sich zum Dictator auf Lebenszeit aufschwang, und ein willfähriger Senat ihm den Ehrennamen Pater Patriae – «Vater des Vaterlandes» – verlieh, dann schrillten bei jedem aufrechten Republikaner die Alarmglocken. Es war ein Symptom der zerbrechenden republikanischen Ordnung, daß im 1. Jahrhundert v. Chr. die Grenzen zwischen privater Namensgebung und offizieller Amtstitulatur ins Fließen gerieten. Die großen Kriegsherren, die Magistrate, Feldherren und Machtpolitiker in einem waren, begannen, das außen- wie das innenpolitische Geschehen zu dominieren, und traten dabei oft genug in kriegerische Konkurrenz miteinander. Sie bogen sich die Regeln der republikanischen Tradition nach Gutdünken zurecht, und dazu gehörten auch die Formen der Namensgebung. Augustus machte von diesen Möglichkeiten exzessiven Gebrauch, um die Verhältnisse am Ende in eine sich traditionell gebende neue Ordnung zu bringen. Mit der schillernden Fassade seiner Namen verschleierte Augustus seine langfristigen Absichten und trieb sie doch gleichzeitig zielstrebig voran. Die Geschichte seiner Namen bildet so einen beredten Kommentar zur Laufbahn dieses außergewöhnlichen Mannes und kennzeichnet die Stufen, die zur Etablierung des Principats führten, jener republikanisch durchwobenen und maskierten Form der Monarchie, die den nächsten zwei Jahrhunderten der römischen Geschichte ihr Gepräge geben sollte.

1 Doppelportrait Iulius Caesars (links: DIV.IVLIVS) und seines Adoptivsohns (rechts: DIVI F.) auf einem Denar Octavians, 38 v. Chr.

Wie die ganze Karriere des Augustus, so zerfällt auch die Entwicklung seines Namens in vier große Phasen:

63–44 v. Chr. Die obskure Vorgeschichte eines kleinen Adeligen mit großer Verwandtschaft – Gaius Octavius.

44–27 v. Chr. Der Kampf um das Erbe Caesars, Triumvirat, Bürgerkriege und schließlich faktische Alleinherrschaft – Gaius Iulius Caesar (Octavianus), Gaius Caesar Divi Filius, Imperator Caesar Divi Filius, in der Geschichtsschreibung subsummiert unter dem Namen Octavian (Oktavian).

27 v. Chr.–14 n. Chr. Schaffung des Principats, gegründet auf das proconsularische Imperium in den Militärprovinzen und die Amtsgewalt des Volkstribunen, «Kaiserherrschaft» – Caesar Augustus, Imperator Caesar Augustus Pater Patriae.

14 n. Chr. – ? Postume Erhebung zum Gott – Divus Augustus.

Sehen wir uns nun die beiden Namen näher an, unter denen Roms erster Kaiser in die Geschichtsschreibung eingegangen ist: «Octavian» und «Augustus».

3. Hat der spätere Kaiser Augustus je den Namen Octavian getragen? In der Geschichtsschreibung hat es sich seit langem eingebürgert, den späteren Augustus bis zur Verleihung dieses Ehrennamens als Octavian(us) oder Oktavian zu bezeichnen. Man kann so den republikanischen und den monarchischen Teil seiner Karriere klar auseinanderhalten. Tatsächlich verlief die Entwicklung jedoch sehr viel komplizierter.

Den Namen Octavian(us) hat der spätere Augustus tatsächlich nie geführt, und er war auch bei seinen Zeitgenossen nicht üblich. Nur Cicero nannte ihn im Sommer/Herbst 44 v. Chr. Octavian. Es ist dies die adjektivische Form des Familiennamens Octavius, wie man sie an einen vom Adoptivvater übernommenen Namen anzuhängen pflegte. Nach der Annahme des Testaments seines Großonkels Iulius Caesar und der darin enthaltenen postumen Adoption hätte der volle Name des Adoptierten nach römischem Brauch «Gaius Iulius Caesar Octavianus» gelautet. Dass aber «Octavian» von dieser Namensform nie Gebrauch machte, lag daran, daß es für ihn politisch opportun war, den Namen Caesars zur Geltung zu bringen, ohne zugleich störend an die Herkunft des neuen Trägers aus einer kleinen, wenig bekannten Adelsfamilie aus dem Landstädtchen Velitrae (Velletri) zu erinnern. Aus ebendiesem Grund hatte ihm Cicero zunächst den Namen «Caesar» verweigert und ihn «Octavian» genannt. Nachdem er sich aber im Dezember 44 mit dem jungen Mann verbündet hatte, ging auch er zur Anrede «Caesar» über.

Um auf die Anfänge zu kommen: In den ersten 18 Jahren seines Lebens trug der spätere Kaiser den Vornamen (praenomen) Gaius, meist in der üblichen Abkürzung «C.», und den Familiennamen (nomen gentile) Octavius. Ein dritter Namensbestandteil, der Beiname (cognomen), wie er bei römischen Bürgern verbreitet war, ist für ihn ebensowenig wie für seinen gleichnamigen Vater überliefert. Für die Beinamen Thurinus und Caepias, die von späteren Autoren genannt werden, fehlt jeder zeitgenössische Beleg. Die Octavii gehörten dem municipalen Ritteradel an, also dem niederen Adel einer Landstadt. Der Vater hatte es in der Ämterlaufbahn zum Praetor gebracht und gehörte dem Senat an, starb aber, bevor er das höchste Amt, den Consulat, erreichen konnte, das den Zugang zur Nobilität, dem Hochadel, nach sich gezogen hätte. Durch seine Mutter Atia stammte Gaius Octavius aber von der patrizischen gens Iulia ab, einem der vornehmsten Uradelsgeschlechter Roms. Seine Großmutter Iulia war die Schwester keines Geringeren als des Dictators Gaius Iulius Caesar. Dieser sorgte dafür, daß sein Großneffe im Alter von 14 Jahren vom Senat als Mitglied des iulischen Hauses und damit als Patrizier anerkannt wurde.

Die Ermordung Caesars und die Bekanntgabe seines Testaments 44 v. Chr. änderten alles. Mit der Annahme des Erbes im Mai 44 übernahm der 18jährige Gaius Octavius auch den Namen seines Adoptivvaters. Damaligem Gebrauch folgend, wurde der Familienname meist weggelassen, der junge Mann nannte sich also Gaius Caesar. Das brachte freilich die Gefahr der Verwechslung mit seinem Adoptivvater mit sich. Zeitgenossen behalfen sich damit, daß sie vom «jungen Caesar» sprachen – Caesar adolescens (auch puer, iuvenis), während die Historiker eben zu der unauthentischen, aber eindeutigen Benennung «Octavian(us)» zu greifen pflegen.

Auf seinen Münzen nannte sich der junge Caesar nach Über tragung des propraetorischen Kommandos im Januar 43 v. Chr. (Gaius) CAESAR IMP(erator). Ab November desselben Jahres, nachdem er die Dreimännerdictatur (Triumvirat, Frage 15) mit Marcus Antonius und Lepidus errichtet hatte, änderte er das zu C. CAESAR III VIR (triumvir). Dieser Name enthielt zwar eine Amtsbezeichnung, die zeitlich begrenzt und kein eigentlicher Bestandteil des Namens war, unterschied ihn nun aber doch eindeutig von seinem Adoptivvater. Nachdem letzterer im Januar 42 v. Chr. in aller Form unter die Götter erhoben worden war (Divus Iulius), bot sich Octavian nun die Möglichkeit, seinen Namen durch den Hinweis auf die göttliche Abkunft enorm aufzuwerten und zugleich ganz und gar...



nach oben


  Mehr zum Inhalt
Kapitelübersicht
Kurzinformation
Inhaltsverzeichnis
Leseprobe
Blick ins Buch
Fragen zu eBooks?

  Navigation
Belletristik / Romane
Computer
Geschichte
Kultur
Medizin / Gesundheit
Philosophie / Religion
Politik
Psychologie / Pädagogik
Ratgeber
Recht
Reise / Hobbys
Sexualität / Erotik
Technik / Wissen
Wirtschaft

  Info
Hier gelangen Sie wieder zum Online-Auftritt Ihrer Bibliothek
© 2008-2024 ciando GmbH | Impressum | Kontakt | F.A.Q. | Datenschutz