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Differentielle Psychologie - Persönlichkeitstheorien
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Differentielle Psychologie - Persönlichkeitstheorien
von: Thomas Rammsayer, Hannelore Weber
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2016
ISBN: 9783840927171
273 Seiten, Download: 3556 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Kapitel 2 Freuds psychoanalytische Theorie der Persönlichkeit

Der von Sigmund Freud (1856–1939) entwickelte psychoanalytische Ansatz kann als erste umfassende psychologische Persönlichkeitstheorie betrachtet werden. Von Darwins biologischer Evolutionstheorie und zeitgenössischen Konzepten der physikalischen Energie beeinflusst, entwarf Freud eine Theorie des menschlichen Verhaltens und Erlebens, die in erster Linie dazu beitragen sollte, psychopathologische Störungen zu verstehen und erfolgreich zu behandeln.

In zahlreichen Veröffentlichungen hat Freud seinen psychoanalytischen Ansatz beschrieben. Als seine beiden wichtigsten zusammenhängenden theoretischen Werke können die „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“ und die „Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“ betrachtet werden, die in den Jahren 1916/1917 und 1933 erstmalig und als Neuauflage im Jahr 2003 erschienen sind.

2.1 Entstehungsgeschichte der Psychoanalyse

Seine medizinische Laufbahn begann Freud als Neuroanatom. Um den Lebensunterhalt für seine Familie bestreiten zu können, praktizierte er allerdings schon relativ früh als Nervenarzt. Hierbei sah sich Freud mit der Situation konfrontiert, dass es zu dieser Zeit keine rational bzw. ätiologisch begründete Therapie für psychiatrische Störungen gab. Bei Jean-Martin Charcot in Paris lernte Freud die Hypnose als psychotherapeutische Behandlungsmethode kennen, sah sich aber in seiner eigenen therapeutischen Arbeit schon bald mit dem Problem konfrontiert, dass hypnotische Zustände nicht bei allen Menschen herbeigeführt werden können. Deshalb suchte er nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten.

Entscheidend für die Entwicklung der Psychoanalyse war für Freud eine Demonstration von Hippolyte Bernheim, einem Arzt aus Nancy, der auch mit Hypnose arbeitete. Bernheim hypnotisierte Personen, die dann unter Hypnose bestimmte Handlungen ausführen mussten. Anschließend, immer noch in Hypnose, bekamen sie den Befehl, sich nicht mehr daran zu erinnern, was sie gerade getan hatten. Diese posthypnotische Amnesie konnte Bernheim aufheben, ohne die Person erneut zu hypnotisieren, indem er sie intensiv befragte und drängte, sich an die Ereignisse während der Hypnose zu erinnern. Für Freud belegte dies, dass es durch intensives Befragen möglich sein müsse, sich an Dinge zu erinnern, die einem nicht bewusst sind. Daraus entwickelte Freud die Technik der freien Assoziation, deren Hauptmerkmal darin besteht, dass der Patient sich verpflichtet, dem Analytiker alle Gedanken, die ihm spontan in den Sinn kommen, mitzuteilen. Solche Assoziationen, die keiner bewussten Kontrolle unterliegen, spiegeln nach Freuds Auffassung unbewusste Gedanken und Motive wider bzw. weisen den Weg zu den unbewussten Inhalten. Eine zweite wichtige Erkenntnis, die Freud den hypnotischen Demonstrationen Bernheims verdankte, betrifft das Phänomen der posthypnotischen Suggestion. Hierbei wurde einer Person in Hypnose beispielsweise der Auftrag erteilt, nach dem Erwachen aus der Hypnose in eine Ecke des Raums zu gehen und einen Regenschirm aufzuspannen, der sich dort befand. Nach dem Erwachen aus der Hypnose tat die Person wie ihr befohlen. Auf Bernheims Frage, warum sie den Regenschirm aufgespannt habe, antwortete sie, dass sie sehen wollte, ob der Schirm ihr gehöre. Freud interpretierte diese Aussage als klares Indiz dafür, dass manifestes Verhalten durch Motive bestimmt sein kann, die der betreffenden Person völlig unbewusst sind. Somit stellte diese Demonstration für Freud einen ersten entscheidenden Beleg für die Existenz des Unbewussten dar. Ein drittes wichtiges Ereignis für die Entstehung der Psychoanalyse war Freuds Begegnung und spätere Zusammenarbeit mit dem Wiener Physiologen und Internisten Josef Breuer. Besondere Bedeutung kam dabei Breuers Behandlung der 21-jährigen Bertha Pappenheim (in den ursprünglichen Berichten mit dem Pseudonym „Fräulein Anna O.“ bezeichnet) zu, die an nervösem Husten und einer Vielzahl hysterischer Symptome litt, wie z. B. temporäre Lähmungserscheinungen, Wahrnehmungs- und Sprachprobleme. Im Rahmen dieser Behandlung konnte Freud beobachten, dass die Symptome verschwanden, wenn die Patientin über die Entstehungssituation der Symptome sprechen konnte und die damit verbundenen Emotionen von ihr noch einmal erlebt wurden (vgl. Freud & Breuer, 1895).



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