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Open Science - Potentiale eines neuen Wissenschaftansatzes
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Open Science - Potentiale eines neuen Wissenschaftansatzes
von: Andreas Neuhold, Martin Ebner, Sandra Schön
Books on Demand, 2016
ISBN: 9783741229534
200 Seiten, Download: 2637 KB
 
Format: EPUB
geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
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Leseprobe

3 Offene Wissenschaft – Open Science


Der Begriff Open Science wird mit dem deutschen Begriff „Offene Wissenschaft“ sinngemäß übersetzt. Der Begriff selbst setzt sich aus zwei einzelnen Fachbegriffen zusammen. Offenheit, als moderner Begriff aus der Openess-Strömung und dem alten Wort Wissenschaft, das bereits zu Zeiten von Aristoteles Verwendung fand15.

Forschung und Wissenschaft sind eng miteinander verbundene Begrifflichkeiten. Forschung ist eine Tätigkeit, die durch das Streben nach neuen Erkenntnissen geprägt ist und damit die Wissenschaft bereichert. Die Wissenschaft (engl.: Science, Scholarship) wird als ein Überbegriff verstanden, indem Forschung eine wichtige Rolle spielt. Die Weitergabe von Wissen, die Lehre, bildet einen weiteren wichtigen Bestandteil.

Abbildung 1: Begriffsdefinition "Forschung"

Der Begriff Forschung, dargestellt in Abbildung 1, wird in zwei Bereiche strukturiert. Der erste Bereich umfasst Grundlagenforschung, der zweite Bereich umfasst angewandte Forschung. Die Grundlagenforschung beschreibt alle Tätigkeiten, die zur Erlangungen neuer Erkenntnisse betreffend elementarer Gesetzmäßigkeiten und grundlegenden Funktionszusammenhängen führen. (Verbeck 2001)

Neben der Grundlagenforschung wird, vorzugsweise im industriellen Sektor, angewandte Forschung betrieben. Dabei steht der Erkenntnisgewinn unter Anwendung von Wissen aus der Grundlagenforschung mit dem Ziel eine spezifische Anwendung zu entwickeln, im Vordergrund. Gilt die Theorie der Aerodynamik als Grundlagenwissen, so sind durch angewandte Forschung Teilgebiete wie Tragflächentheorie, Überschallaerodynamik oder Raumfahrtaerodynamik entstanden.

Vollständigkeitshalber wird der Begriff „Translationale Forschung“ erwähnt, die eine Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung darstellt, wobei gezielt Grundlagenforschung für eine weiterführende Anwendung betrieben wird16.

Das Wort „Open“, zu Deutsch „Offen“, bezeichnet die Bereitstellung sämtlicher Informationen und Daten, die im Verlauf des wissenschaftlichen Prozesses gesammelt oder generiert werden, und zwar so, dass keine technischen, wirtschaftlichen, finanziellen oder andersartigen Barrieren vom Nutzer überwunden werden müssen 17.

In Zusammenhang mit dem Begriff „offen“ wird der Begriff „frei“ verwendet. Oftmals werden beide Begriffe in Kombination genutzt um die Öffnung für einen möglichst großen Personenkreis und die Freiheit, also die Hindernislosigkeit des Auffindens und Verwertens zu betonen.

Im Zuge der Ergebnisse, die durch Forschung entstehen, müssen zwei weitere Begriffe eingeführt werden. Das geistige Eigentum und der Begriff des Werkes. Alles was schöpferisch geschaffen wird, unterliegt in Österreich dem Urheberrechtsgesetz (UrhG). Werke bezeichnen künstlerische Darbietungen, bildliche Darstellungen, Ton- und Lichtbilder, Filme, Computerprogramme, wissenschaftliche und literarische Werke sowie Sammlungen und Datenbanken (UrhG i.d.g.F. Abschnitt I). Bereits von der Idee an, sind Werke, unabhängig davon ob es sich dabei um künstlerische Werke oder andere Sachen handelt, rechtlich geschützt (Vgl. Kapitel 4.1).

Folgende Merkmale zeichnet ein offen zur Verfügung gestelltes Werk aus18:

  • Verwendung eines offenen Datenformats
  • Verwendung einer freien Lizenz18
  • Keine finanzielle oder andersartige Barriere, die eine Nutzung verhindert
  • Keine Diskriminierung von Personen oder Gruppen
  • Vollständigkeit des Werkes

Ein Datenformat gilt dann als offen, wenn seine Beschreibung öffentlich und frei verfügbar ist und die Nutzung des Formats barrierelos erfolgen kann (Vgl. Kapitel 3.3.1).

Der Begriff Lizenz beschreibt eine Vereinbarung, ein Regelwerk bzw. eine rechtliche Bedingung, unter der ein Werk verfügbar ist, sowie genutzt und weiterverarbeitet werden darf.

Mit offenen Inhalten kann Geld verdient werden. Daraus haben sich mehrere Geschäftsmodelle im Openess-Bereich etabliert. Keine finanziellen Barrieren bedeutet daher in der Praxis, die Inhalte werden für die Leserinnen und Leser kostenlos angeboten. Drei wesentliche Trends haben sich am Markt herausgebildet19 (Vgl. Kapitel 3.8):

  • Finanzierung durch die Autorin oder den Autor
  • Finanzierung durch eine Institution
  • Finanzierung durch Publikationsfonds

Unter andersartigen Barrieren werden unter anderem die Hinderungen der Nutzung durch komplexe Registrierungsprozeduren auf Plattformen, Pflichtmitgliedschaften in Vereinen oder Institutionen und die verpflichtende Nutzung einer speziellen Art von Hardware verstanden. Ebenso darf es keine Einschränkung des Verwendungszwecks, wie ausschließlich nicht kommerzielle Nutzung, geben. Wichtig ist eine zeitnahe Publikation um die Aktualität zu gewährleisten20. Einige Zeitschriftenverlage sind dazu übergangen zuerst eine geschlossene, kostenpflichtige Publikation zu veröffentlichen und eine Open-Access-Version derselben Publikation nach einem bestimmten Zeitraum zur Verfügung zu stellen.

Im Open-Bereich dürfen keine Einzelpersonen und keine Institutionen von der Nutzung ausgeschlossen werden. Dies entspricht dem grundsätzlichen Diskriminierungsverbot, welches in der Europäischen Union gelebt wird und in den Menschenrechten niedergeschrieben ist21.

Allerdings gibt es begründete Fälle und Anlässe, in denen eine Diskriminierung sinnvoll erscheint. Ein häufiger Fall ist der Vandalismus von Open-Access-Artikeln auf verschiedenen Plattformen. Dabei werden Inhalte von Dokumenten derart verfälscht, dass diese unwahr, sinn frei, zusammenhangslos, mit falschen Autorinnen und Autoren benannt oder mit strafbaren Anschuldigungen versehen wurden. Eine mögliche Schutzmaßnahme ist, bestimmte Personenkreise oder Nutzerinnen und Nutzer temporär von der Verwendung und vom Zugang auszuschließen.

Leseproben von wissenschaftlichen Artikeln, Zeitschriften oder Büchern sind ein oft genutztes Mittel um das Interesse des Publikums anzuregen. Der vollständige Text ist in weiterer Folge nur lesbar und nutzbar wenn eine weitere Aktion durch die Leserinnen und Leser durchgeführt wird. Diese Aktion kann das Bezahlen eines Preises oder das Einreichen einer eigenen Publikation fordern. Immer wieder tauchen Publikationen auf, in welchen nur einzelne Kapitel aus dem Gesamtwerk zur freien Nutzung zur Verfügung stehen. Ein solches Werk ist nicht mit dem Begriff „offen“ oder „open“ zu bezeichnen, da ein Grundmerkmal eines offenen Werkes seine Vollständigkeit ist.

3.1 Wissenschaftliche Prinzipien


Unabhängig vom Forschungsfachgebiet und von der Forschungsabteilung bzw. Forschungseinrichtung werden wissenschaftliche Prinzipien festgeschrieben. Damit wird eine einheitliche Qualität der Forschungsergebnisse und Forschungsarbeiten innerhalb der Gemeinschaft der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angestrebt.

Es lassen sich sechs Eigenschaften, die in Abbildung 2 dargestellt sind, ausmachen (Müller 2008). Sie fließen als solche in die Grundsätze verschiedenster Publikationsmedien ein. Diese Eigenschaften werden je nach Bedarf, Schwerpunkt und Ausrichtung der einzelnen Forschungseinrichtungen unterschiedlich schwer gewichtet.

Abbildung 2: Wissenschaftliche Prinzipien; Eigene Darstellung nach (Rotzoll 2008)

Eindeutigkeit: Begrifflichkeiten und Sachverhalte werden so klar wie notwendig definiert, sodass darauf basierend, eindeutige Aussagen zu Stande kommen.

Transparenz: Alle verwendeten Quellen werden offengelegt und angewandte Methoden so ausreichend beschrieben, dass eine Nachvollziehbarkeit und Weiterverwendung möglich ist. Fremde Erkenntnisse können von der Leserin und dem Leser, von den Erkenntnissen der Autorin und des Autors klar getrennt, erkannt werden.

Objektivität: Das Ergebnis wird nicht durch bestimmte Rahmenbedingungen oder persönliche Vorzüge, Meinungen oder politische Präferenzen beeinflusst und gesteuert.

Überprüfbarkeit: Werden die Quellen und Methoden, die unter dem Begriff Transparenz beschrieben werden, von anderen Personen angewendet, so stellt sich dasselbe Ergebnis logisch nachvollziehbar ein.

Verlässlichkeit: Es wird nachvollziehbar, regelhaft angegeben, unter welchen Rahmenbedingungen bestimmte Daten und Fakten für welchen Zeitraum gültig sind, um zum selben Ergebnis gelangen zu können.

Redlichkeit: Behauptungen und Datenbestände werden weder gefälscht noch vernichtet. Die Eigenschaft der Redlichkeit lässt sich auf die Autorin und den Autor übertragen, die bzw. der nach den Regeln der wissenschaftlichen Nachweisbarkeit Hypothesen und Behauptungen aufstellt um diese in ehrlicher, gesetzeskonformer Art und Weise zu bearbeiten.

Daraus lässt sich weiter ableiten, dass ein erkenntnisorientiertes Handeln unter Anwendung einer fachübergreifenden Wissenschaftssprache, eine Voraussetzung für die wissenschaftliche Arbeit darstellt.

3.2 Der wissenschaftliche Arbeitsprozess


Der Begriff „Prozess“ ist weitverbreitet. So erhält er unterschiedliche Definitionen im Bereich der...



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