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Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung: A - C
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Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung: A - C
von: Herbert Ernst Wiegand
Walter de Gruyter GmbH & Co.KG, 2010
ISBN: 9783110226119
827 Seiten, Download: 8007 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

3 Wie sind Wörterbücher beschaffen? (S. 21-22)

§ 12 Konstitutive Eigenschaften, genuine Zwecke und Wörterbuchfunktionen

Die Lexikographie in allen ihren Ausprägungen verdankt ihre über vier Jahrtausende währende Existenz dem anthropologischen Faktum, dass ein einzelner nicht alles wissen kann, sowie der historischen Erfahrung, dass es Situationen gibt, in denen Personen ein bestimmtes abgrenzbares Wissen geringeren Umfangs fehlt, aber rasch benötigt wird, um mit begonnenen Handlungen fortfahren zu können. Solche Situationen treten vor allem auf während der Textlektüre, bei der Textproduktion und bei der Übersetzungstätigkeit. Weiterhin gibt es von der Arbeit mit Texten unabhängige Situationen, in denen es um die vorgängige Aneignung von größeren Ausschnitten zusammenhängenden Wissens geht, von denen man annimmt, dass sie bei später auszuführenden Handlungen benötigt werden (z.B. Vorbereitung eines Fachreferats). Um in solchen Situationen, in denen ein bestimmtes Wissen fehlt, als gut geeignetes textuelles Hilfsmittel dienen zu können, gilt für alle gedruckten Sprachwörterbücher Folgendes: Die textuell präsentierten lexikographischen Daten, besonders die zur Ausprägung von Eigenschaften bei sprachlichen Ausdrücken (wie z.B. Aussprache, Schreibung, Wortartenzugehörigkeit, Bedeutungshaftigkeit) und seltener auch solche zu Eigenschaften der Wörterbuchbasis sowie weiterhin auch Daten zu nichtsprachlichen kulturellen Phänomenen sind auf bestimmte Teiltexte des Wörterbuchs verteilt (vgl. § 16).

Diese lexikographischen Teiltexte (vor allem Wörterbuchartikel, aber auch andere akzessive Wörterbucheinträge, wie z.B. die Paragraphen einer Wörterbuchgrammatik) sind anhand jeweiliger Leitelemente geordnet (z.B. alphabetisch). Die Leitelemente sind Eigenschaften oder Teile des Leitelementträgers; dieser ist ein obligatorischer Teil aller lexikographischer akzessiver Einträge, in denen lexikographische Daten zugriffsbereit präsentiert werden, die vom Benutzer gesucht werden müssen. Diese heißen akzessive lexikographische Einträge; es sind Teiltexte mit Leitelementträger. Durch deren Anordnung (z.B. durch die alphabetische Anordnung der Wörterbuchartikel, vgl. § 22) entsteht ein Teiltext mit äußerer Zugriffsstruktur (z.B. ein Wörterverzeichnis). Ein Benutzer, der die Ordnungskriterien dieser Zugriffsstruktur kennt unddamit auch weiß, wie die akzessiven Einträge angeordnet sind, kann rasch und gezielt auf diese zugreifen.

In modernen alphabetischen Wörterbüchern ist der Leitelementträger eines Wörterbuchartikels meistens ein Lemma, mit dem z.B. ein Wort oder ein Affix genannt wird. Das Leitelement ist dann in den Wörterbüchern der Neuzeit meistens die gesamte Folge von Buchstaben, die das Lemma aufweist. Im Mittelalter beispielsweise war häufig nur die Buchstabenfolge der ersten Silbe das Leitelement. In systematisch geordneten Wörterbüchern können die Zugriffstextelemente beispielsweise folgende Form aufweisen: § 1 , § 2 , § 3 , … Die Leitelemente sind hierbei nur die Ziffern. Das Leitelement ist also immer diejenige Eigenschaft oder derjenige Teil eines Zugriffstextelements, anhand dessen dieser aufgrund einer vorgängigen Ordnung geordnet und gefunden werden kann.

Jedes Printwörterbuch weist drei konstitutive Eigenschaften auf. Die beiden ersten konstitutiven Eigenschaften, die alle gedruckten Sprachwörterbücher – je nach Wörterbuchtyp – in unterschiedlicher Ausprägung aufweisen, können wie folgt angegeben werden:

1. Die erste konstitutive Eigenschaft ist eine der Wörterbuchform; sie besteht darin, dass ein Wörterbuch mindestens eine äußere Zugriffsstruktur aufweist (vgl. § 23).

2. Die zweite konstitutive Eigenschaft ist eine des Wörterbuchgegenstands; sie besteht darin, dass die allermeisten lexikographischen Daten der jeweiligen Teiltexte solche zur Ausprägung von Eigenschaften bei sprachlichen Ausdrücken sind, so dass die Voraussetzungen gegeben sind, dass auf die Sprache bezogene Informationen erschließbar sind.

Die erstgenannte Eigenschaft teilen gedruckte Sprachwörterbücher mit nichtlexikographischen Nachschlagewerken, wie z.B. Telephonbüchern und Bibliographien, aber auch mit Sachwörterbüchern. Für die zweitgenannte Eigenschaft gilt dies nicht. Sie ist daher ein Kriterium, um nichtlexikographische von sprachlexikographischen Nachschlagewerken abzugrenzen.



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